Dies ist ein Thema mit dem wohl alle Onlinehändler*innen und ihre Kundschaft zu kämpfen haben.
Eine farbechte Darstellung der Ware auf Fotos ist technisch schlicht unmöglich. Lesen kann man das so ziemlich in jedem Onlineshop, eine ausführliche Erklärung dazu liefert einem aber nicht jeder. Mit dieser Seite versuche ich das Problem näher zu erklären, damit man hier nicht einfach mit der üblichen Fußnote abgespeist wird.
Aber Achtung: Das Ganze wird recht technisch.
Ich übernehme keine Garantie für die wissenschaftliche Korrektheit und Vollständigkeit des Folgenden, da ich keine Expertin in all den betreffenden Gebieten bin. Recherchen sind zeitintensiv, also entschuldigt bitte, dass ich die genannten Fakten nicht mit den nötigen Quellen belege. Diese Seite soll nur einen Eindruck über die Komplexität des Themas vermitteln!
Das Problem ist äußerst vielschichtig und hängt von folgenden Faktoren ab:
Das richtige Licht hat einen sehr großen Anteil daran, wie korrekt das Foto, das geschossen wird, am Ende aussieht. Da künstliche Lichtquellen nicht das komplette Spektrum des sichtbaren Lichtwellenlängenbereichs homogen abdecken, können sie massiv die Farbtemperatur verzerren und Farbnuancen zum Verschwinden bringen!
Am einfachsten lässt sich dies lösen, indem man Tageslicht nutzt. Aber auch die Sonne hat ihre Nachteile. Wetter, Tages- und Jahreszeit verändern das Licht.
Eine Digitalkamera hat nur einen gewissen Farbbereich, den der verbaute Sensor registrieren kann. Definiert werden die Farbbereiche technischer Geräte als Farbraum. Es gibt verschiedene Farbräume, die unterschiedlich große Bereiche der Farben umfassen, die das menschliche Auge wahrnehmen kann. Der Standardfarbraum, den viele technische Geräte abdecken können, ist der sRGB-Farbraum. Fotokameras können meist einen größeren Farbraum abdecken, aber bisher gibt es (meines Wissens) keine Kamera, die in der Lage wäre, alle Farben zu erfassen, die das menschliche Auge wahrnehmen kann.
Bereits bei der Aufnahme eines Fotos gehen also unweigerlich Farbinformationen verloren!
Ergänzungen:
Die Kurve auf der Abbildung stellt den für Menschen sichtbaren Farbbereich zweidimensional dar. Der dreieckige Ausschnitt gibt den sRGB-Farbraum an.
(Hier kann man auch erkennen, dass vor allem der Grün-Blau-Bereich in sRGB sehr eingeschränkt ist.)
[Bildquelle: Wikimedia (als gemeinfrei gekennzeichnet)]
Da der sRGB-Farbraum eingeschränkt ist im Vergleich zur menschlichen Wahrnehmung, wird ein Farbpunkt von außerhalb des Farbraums (leeres Quadrat) in den Farbraum hineinprojiziert (gefülltes Quadrat). Unabhängig davon, wie dies berechnet wird, geht immer Farbinformation verloren, da Informationen von außerhalb des Farbraums nicht erfasst/gespeichert werden können.
Programme oder Apps auf Computern, Tablets und Smartphones arbeiten weiter mit diesen Farbräumen bzw. Farbprofilen. Werden nicht die selben Farbräume verwendet, kann es zu "Missverständnissen" zwischen den Programmen kommen und die Bilder werden entsprechend falsch dargestellt.
So kann es passieren, dass ein Foto im Bildbearbeitungsprogramm noch gut aussah, aber im Browser plötzlich ganz anders. Stichwort: Farbmanagement
(Das ist mir persönlich beim Einstellen der Shopfotos schon passiert. Die Lösung bestand daraus, die Browsereinstellungen zu ändern, denn die Fotodateien waren in Ordnung.)
Um ehrlich zu sein, haben mich die ganzen Farbräume in den unterschiedlichen Programmen sehr verwirrt und geärgert. Und komplett verstanden habe ich das Ganze selbst auch noch nicht.
Ein Bildschirm kann die Darstellung von Fotos weiter einschränken, da er technisch bedingt nicht in der Lage ist, alle Farben abzubilden. Da kann die Kamera einen noch so großen Farbraum haben, das wird man beim Foto auf dem Bildschirm nicht sehen, wenn dieser nur einen kleineren Farbraum darstellen kann.
Wer längere Zeit nur auf Bildschirme mit sRGB-Farbprofil geblickt hat und anschließend mal wieder ein wenig grüne Natur bewundern kann, wird vielleicht feststellen, dass die Welt viel reicher an Farben ist (gerade im Grün-Blau-Bereich, s.o.).
(Inzwischen gibt es auch so genannte Wide-Gamut-Monitore, die deutlich größere Farbbereiche abdecken. Da dürfte der Effekt natürlich kleiner ausfallen. Dafür rächt sich schlechtes Farbmanagement gerade bei dieser Art Bildschirm gerne mit unrealistisch satten und leuchtenden Farben.)
Außerdem wird ein Bildschirm noch kalibriert, damit sichergestellt ist, dass die Farben, die angezeigt werden, auch die richtigen sind. Für den alltäglichen Gebrauch reicht die Kalibrierung des Herstellers meist vollkommen aus. Aber es soll vorkommen, dass sich die Farben mit der Zeit verstellen. Das kann man dann mit einem Gerät korrigieren, das den Bildschirm optisch untersucht und dem Rechner anschließend sagt, wie er die abweichenden Farbdarstellungen des Bildschirms korrigieren soll.
An dieser Stelle möchte ich außerdem noch erwähnen, dass Bildschirme bzw. Displays auch situationsbedingte Einstellungen haben:
Bei einigen Bildschirmen oder Betriebssystemen gibt es zum Beispiel Nachtmodi, die Blauanteile aus den Farben entfernen, was je nach Umgebungslicht natürlich Sinn ergibt.
Und gerade Smartphones haben ihre anwendungsbedingten Displayeinstellungen:
Da man mit einem mobilen Telefon oft im Tageslicht unterwegs ist, werden die Einstellungen so vorgenommen, dass man trotz des starken Umgebungslichts alles gut erkennen kann.
Abgesehen davon kann es auch sein, dass jemand die Anzeige einfach dem eigenen Geschmack angepasst hat.
Ein Faktor, der schnell vergessen wird, schließlich blicken wir doch alle auf die selbe Welt.
Aber nicht nur Menschen mit einer Farbsehschwäche nehmen die sie umgebenden Farben anders wahr, jeder Mensch hat eine eigene Farbwahrnehmung!
Das hat zum einen biologische Gründe:
Die Zapfenzellen in der Netzhaut, die für die Wahrnehmung von Farben nötig sind, reagieren bei verschiedenen Menschen unterschiedlich intensiv oder auf unterschiedliche Wellenlängenbreiche des Lichts. Das kann zum Beispiel dazu führen, dass Farbunterschiede verschieden stark wahrgenommen werden.
Ein weiterer Grund ist die Prägung der Menschen. Zum Beispiel ob eine Farbe als "kalt" oder "warm" empfunden wird, ist gerade in den Übergangsbereichen des Farbkreises schwer zu beurteilen und wird auch von den eigenen Erfahrungen eines Menschen beeinflusst.
(Ganz zu schweigen von der Wahrnehmung mancher Synästheten, für die die Einteilung des Farbkreises in kalte und warme Farben komplett gegen ihr Empfinden läuft.)
Vielleicht erinnert sich noch jemand an das blau-schwarze Kleid, um dessen Farben sich das Internet vor Jahren unter dem Schlagwort "Dressgate" stritt. Oder war es ein weiß-goldenes Kleid?
Je nach Umgebung wirken Farben unterschiedlich. Befindet man sich im selben Raum kann man die Belichtungssituation einschätzen; auf einem Foto fällt das sehr viel schwerer.
Die eben genannten, menschlichen Faktoren treffen natürlich auch auf die- oder denjenigen zu, die/der das Foto schießt und entscheidet, ob das Foto gelungen ist.
Insgesamt hat jeder dieser Faktoren einen eigenen, mehr oder weniger großen Anteil an der entstehenden Gesamtabweichung vom Aussehen der Realität (oder besser: Der Wirklichkeit).
Als Fotografin und Shopbetreiberin habe ich auf einen Teil davon keinen Einfluss und kann nur mein Möglichstes tun, damit in den Teilen, die ich beeinflussen kann, alles glatt läuft. So fotografiere ich zum Beispiel immer im Sonnenlicht, auch wenn das manchmal schwierig ist.
Wen das Thema noch weiter interessiert, kann gerne unter den Stichworten Farbraum/-management und
Farbwahrnehmung recherchieren.
Aufgrund unterschiedlicher Bildschirmeinstellungen kann es zu abweichenden Farbdarstellungen kommen.